Ein Wandertag
26 Mai 2014Ein Tagesbericht vom 13.9.2003. Ort: Namibia, Büllsport Gästefarm.
Wenn Du etwas sehen willst, dann musst Du laufen! Darum habe ich mich gestern Abend habe entschlossen, die Umgebung etwas genauer zu erkunden - was man hier auf einer Wanderung auch kann. Das Problem war nur, jemanden zu finden, der mitkommt, da man die Wanderung (in unwirtlicher Gegend) nicht alleine machen darf. Meine Eltern wollen heute mal nicht, Ruedi war auch zu müde, aber ein anderer Gast (um die 60) liess sich schliesslich begeistern.
Am Morgen bringt uns ein Fahrer der Gästefarm zum Fuss des Naukluft Gebirges. Das Morgenlicht ist toll auf den rötlichen Felsen. Auf einem ungeteerten Weglein geht es den Berg hinauf - dabei kommen wir an einer Gruppe Bergzebras vorbei, misstrauisch beäugt vom Leithengst. Paviangruppen auf den Felsen, Klippschiefer und wunderbare Landschaft.
Am Absatzpunkt angekommen entlässt uns der Fahrer mit einem A4 Blatt mit Instruktionen und Karte: "Wanderweg durch die Köcherbaumschlucht" und dem Hinweis, dass der Weg mit gelben Pfeilen markiert ist.
Erst einmal geht es den Hang hinunter, auf ziemlichem Schotter- und Steinweg in sehr karger Landschaft. Mein "Mitläufer" hat etwas unideale Schuhe an: normale Sandalen - aber das muss er wissen … und jetzt ist es eh' zu spät zum umdrehen, der Fahrer ist weg.
An der Talsohle angekommen finden wir den gelben Pfeil. Er führt uns ein ausgetrocknetes Flussbett entlang, das schliesslich in die Köcherbaumschlucht führt. Dort muss eine Quelle sein, denn von jetzt an folgen wir einem dünnen Wasserpfad: gefüllte Mulden und flaches Rinnsal. Und hier ist es echt mal grün! Die Schluchtwände sind steiler roter Fels, an ihnen kleben die Köcherbäume. In den "Badewannen" - Felsmulden, wo sich das Wasser staut - hat es Kaulquappen und Frösche. Manche sind wirklich einladend zum drin baden, andere sind voll Algen und ziemlich grün oder braun.
Wir baden die Füsse drin, zum trinken ist das Wasser hier eher nicht geeignet - aber dafür haben wir ja genug dabei, dann laufen wir weiter. Bei den Olivenbäumen (wie auf dem mitgegebenem Blatt beschrieben) nehmen wir den Weg links - den einfacheren. Ich will meinem Mitwanderer mit seinen Schuhen keine Kletterei zumuten. Trotzdem schafft er es auszurutschen. Zum Glück ist es nur eine kaputte Hose und eine kleinere Schürfwunde.
Die Aussichten sind toll, Der Gesteinsgrund ändert, jetzt haben wir eine Schieferschicht. Dank Karte und Zeichen finden wir unseren Weg durch die fremde Umgebung. Ein wahres kleines Abenteuer. Ganz allein in der Wildnis.
Naja, nicht ganz, denn als wir auf der Talsohle angekommen sind und weiter laufen, kommt uns ein Auto entgegen … es ist unser Abholservice!
Ich bin direkt überrascht, aber hier ist tatsächlich das gelbe P. Wir sind 2 1/2 Stunden gelaufen (mit vielen Fotostopps und kleineren Pausen) … aber so lange kam es mir nicht vor.
Zurück in der Farm gibt es Kaffee und Kuchen und am Abend eine Rundfahrt, die dann auch meine Eltern und Ruedi mitmachen. Die ist auch sehr schön, aber längst nicht so spektakulär wie mein Ausflug heute morgen.
Meine Erkenntnisse aus dem Ausflug:
1. Es ist egal, wie alt man ist - wandern geht eigentlich immer
2. Gutes Schuhwerk ist wichtig
3. ein Mini Verbandskasten mitnehmen
4. genug Wasser mitnehmen
5. Sonnenschutz (nicht nur in Afrika)
6. Fotoapparat! Vor allem für die, die nicht mitkommen wollten zum neidisch machen :-)
Aber … es muss ja nicht Afrika sein. Tatsächlich gibt es auch in Europa ganz tolle Wanderwege - auch einiges längere, wie wenn man sich auf eine Pilgerreise begibt. Inspiration findet man auf dieser Seite: Pura aktiv Reisen. Wandern, Pilgern, Radreisen und Skiurlaub in Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland.