Reisetag, Dienstag 26.3.1991

Veröffentlicht auf von Myndo

Es scheint, wir stehen jeden Tag später auf. Trotzdem, nachdem wir uns aus dem Bett gerappelt und nicht unweit vom Hotel Z'Morge gegessen haben, machen wir uns auf den Weg, uns einen Überblick über New York zu verschaffen. Mit dem M6er Bus fahren wir die mit vielen Stopps versehenen Broadway herunter bis zum Hafen.

Das Wetter ist besser als gestern, die Sonne scheint, ein paar Wolken am Himmel.

Wir entscheiden uns nicht die Hafenrundfahrt, sondern die Überfahrt mit der Fähre zum Staten Island zu machen. Hin und zurück kostete das inklusive wunderbarem Panorama der Skyline und dem Blick zur Freiheitsstatue nur 50c.

Es war wunderbar. Anschliessend liefen wir durch die Wall Street zur Börse, der grössten der Welt. Im Saal herrscht ein unglaublicher Tumult, alles lief auf Hochtouren.

Wir spazierten den kurzen Weg zum World Trade Center. Mit dem Lift ging es in den 110. Stock - dafür brauchte der Lift nur 1 Minute und 15 Sekunden.

Die Aussicht war berauschend. Wir assen dann sogar oben zu Mittag, nämlich "fried chicken" Frittiertes Huhn und eine Art Pommes Frites. Am besten war aber die Aussicht!

Wir kamen schliesslich auf die Idee, den Helikopterflug, den wir eigentlich morgen machen wollten schon heute anzugehen - schliesslich könnte das Wetter schlechter werden. Also nahmen wir den Lift bis in die Metro Station direkt unter dem World Trade Center.

Ich gebe zu, ich hatte etwas Bammel - man liest hier bei uns so viel über Gewalttaten in der Metro … aber … ich wurde angenehm überrascht. Die Subway war sauber, ruhig und ganz ohne verdächtig herumlungernde Typen.

Als wir aus dem Untergrund heraufstiegen, trafen wir einen wirklich netten New Yorker, der uns auf Nachfragen freundlich erklärte, dass es hier keinen Heliport gäbe. Trotzdem versuchten wir es (immerhin hatten wir eine Adresse) und liefen nach Mamas Anweisungen (sie dirigierte uns wirklich zielsicher) zum Hafen und … siehe da, wir fanden den Helikopterlandeplatz.

Wir reservierten uns einen Platz und nach einer Dreiviertelstunde Wartezeit konnten wir in den Heil einsteigen. Ein Helfer dirigierte mich direkt auf den Copilotensitz - mit der strengen Anweisung, nicht auf die Pedale zu trampen. Dafür hatte ich eine Sicht bis zwischen meinen Füssen durch nach unten. Wir sind noch nie mit einem Helikopter geflogen - ein witziges Gefühl.

Als wir kurz nach dem Abheben über dem Wasser schwebten überlegte ich mir, ob man einen Sturz aus der Höhe des World Trade Centers ins Wasser wohl überleben würde. Viel Zeit zum nachdenken blieb mir allerdings nicht. Wir kreisten um die Freiheitsstatue in einer engen Kurve (ich mute heute meinem Magen viel zu). Dann durch New York.

Es war … wow.

Nach geglückter Landung ging es mit der Subway zur Brooklyn Bridge. Es dunkelte bereits ein als wir hinüber liefen. Die Lichter gingen an. Es war wunderbar. Nur mein Bruder nervte sich. Er hat heute so viele Fotos gemacht, dass ihm der Film ausgegangen ist. Und er hat keinen Ersatz dabei.

Durch Chinatown, wo wir fein thailändisch assen, gings mit einem Taxi zurück ins Hotel.

Meine innere Uhr hat sich immer noch nicht richtig umgestellt, ab 3 Uhr mittags könnte ich im Bett liegen und schlafen - das tu ich dafür jetzt auch.

Veröffentlicht in Reisetag, New York, USA

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