Ein Reisetag: Sonntag, 24.3.1991
Aus meinem Reisetagebuch - man bedenke beim lesen: das ist schon ein paar Jährchen her, entschuldige also (bitte) meinen Schreibstil. Situation: Es ist dies die 2. grosse Reise, die unsere Familie gemacht hat. Mit "gross" meine ich: Übersee. Und mit Familie: meine Eltern, mein Bruder und natürlich ich. Damals noch 18 Jahre alt und in der Schule.
Sonntag 24.3.1991
Wie fängt man ein Reisebuch an? Eine gute Frage. Ich schreibe am besten alles der Reihe nach auf.
Am Morgen standen wir um 7 Uhr auf, richteten den Rest und wurden dann von Freunden an den Flugplatz Basel-Mulhouse gebracht. Um 10.50 Uhr flogen wir mit einer kleineren Maschine von Crossair nach Frankfurt. Es schaukelte ziemlich und mir fiel plötzlich die Geschichte von Ikarus ein. Der flog hoch und fiel tief. Die Moral, die wir laut Schule daraus ziehen sollten: für den Fortschritt muss man Opfer bringen. Ich hoffte, wir blieben trotzdem oben.
Mit meinem Bruder habe ich verabredet, dass er in der grossen Maschine am Fenster sitzen darf, wenn er mich in N.Y. fotografieren lässt.
Jetzt wo ich das schreibe ist es 19.45 Uhr Schweizer Zeit. Auf den Flügeln hat es Eis. Wir haben gerade "Kevin home alone" gesehen - ein guter Film. Diesmal sogar ungekürzt. In "Rain man", den ich das letzte Mal im Flugzeug gesehen habe, war die Flugplatzszene herausgeschnitten.
In ca. 2 1/2 Stunden werden wir in New Ark in Amerika landen.
Gegen Schluss des Fluges wurde es ziemlich ruppig. Aus dem Fenster sah man wegen des schlechten Wetters nichts - da ist auch nix mit Fotografieren.
Von einem freundlichen Taxifahrer wurden wir zum Omni Central Park Hotel gebracht … und dann ein kleiner Schreck: Unsere Zimmer sind noch nicht bereit.
Wir stellen unsere Koffer ab und suchen ein MacDonalds. Mein Bruder wird an der Strasse von einem blöd angemacht, weil er sich erlaubt hat "Hallo" zu sagen. Offenbar macht man das hier nicht. Nach dem Hamburger-essen kehren wir ins Hotel und zu unseren inzwischen bereiten Zimmern zurück.
Für heute machen wir nichts mehr. Nach Schweizer Zeit ist es jetzt 2 Uhr morgens, hier in N.Y. aber 8 Uhr abends.
Wir können es noch immer nicht ganz glauben, dass wir hier sind. Mama durchforstet das Telefonbuch von New York nach Namensverwandten (und wird fündig).
Ich selber weiss noch nicht so genau, was ich von NY halten soll. Die Stadt beängstigt mich. Ich sehe überall zwielichtige Gestalten. Aber ich bin müde. Vielleicht kommt das daher. Wir werden morgen sehen.